Montag, 22. September 2008

Gedanken zu beiden Riten II

In meinen Streifzügen durch das Internet bin ich auf einen meiner Meinung nach sehr erhellenden Text von Stefan Fleischer gestoßen, einen Text, der anscheinend auch in dem von ihm geschriebenen Buch "Heiligkeit für Anfänger" (ich habe das Buch -noch- nicht) Korrektur: Es ist ein Text auf seiner Homepage, den ich Euch nicht vorenthalten will:

Zwei Formen - ein Ritus

Je mehr ich es mir überlege, desto mehr werde ich mir bewusst, welch grosses Geschenk uns Gott mit diesem Motu Proprio gemacht hat. Mir scheint, also wolle Er uns in diesem neuen Millenium auch einen neuen Blick auf Ihn eröffnen, uns sensibilisieren für Seine ganze, umfassende Grösse, für das ganze Geheimnis Seiner Unergründlichkeit.

Ausserordentliche Form

Die alte Form steht irgendwie unter dem Leitwort: "Ich bin der Herr, Dein Gott!" So verweist sie uns auf die ganze Grösse Gottes, Seine Herrlichkeit, Seine Unendlichkeit und Allmacht.Sie ist demzufolge stark auf den Opfercharakter dieses heiligen Tuns ausgerichtet. Sie ruft zu Anbetung auf und zum Nachdenken über unsere eigene Schwäche und Sündhaftigkeit. Das "domine, non sum dignus" klingt scharf und mahnend vor dem Empfang der Heiligen Kommunion. So wird dann grosser Wert auf die Form gelegt, auf die Ehre, die Gott gebührt und die allem zugewiesen wird, was mit Gott in direktem Zusammenhang steht, dem Priester, dem Altar, dem Kelch und der Patene et cetera. Auch die peinliche Sorgfalt im Umgang mit den Heiligen Gestalten ergibt sich aus dieser Haltung: "Du bist der Herr, mein Gott!"

Ordentliche Form

Der neuen Form liegt mehr das Wort zu Grunde: "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin Ich mitten unter ihnen." Sie verweist uns auf die ganze Nähe Gottes, Seine Liebe zu uns und die Sorge für Sein am Kreuz erworbenes, heiliges Volk. So steht denn eher der Mahlcharakter dieser Liturgie im Vordergrund. Das "sed tantum dic verbo" ruft zum Vertrauen auf Seine Barmherzigkeit auf. Und dieses Vertrauen will uns in eine "Vertrautheit" mit Gott führen, seine Freundschaft spüren lassen, uns einladen Ihn ganz ins Zentrum unseres Lebens und unserer Gemeinschaft zu stellen.

Ein Ritus

Diese zwei, auf den ersten Blick so verschiedenen Formen, zu denen man noch viel sagen könnte, bilden nun einen einzigen Ritus. Wir dürfen und müssen lernen, in beiden Formen die je spezifische Spiritualität zu leben. Wir sind aber auch gefordert, in unserem Leben nun bewusst beides zusammen zu führen, die Grösse Gottes nicht zu vergessen, wenn wir seine Nähe betrachten, Seine Gerechtigkeit zu "fürchten" wenn wir auf seine Barmherzigkeit vertrauen. Oder anders ausgedrückt, wir dürfen und müssen uns immer mehr jener "Widersprüchlichkeit" Gottes bewusst werden, die natürlich nur für unsere beschränkte Wahrnehmung widersprüchlich scheint, in Tat und Wahrheit aber ein Ganzes bildet, das uns in jeder Beziehung massiv übersteigt.

Damit beginnt ein Sinn der oft schmerzhaften Entwicklung der letzten Jahrzehnte aufzuleuchten. Gott ist mehr, Gott ist grösser als alles, was wir uns vorstellen können. Und genau deshalb ist er uns auch näher, als wir es je ahnen werden. Wir sollen lernen, uns aus Fixierungen auf Teilaspekte der Wahrheit zu lösen und immer mehr uns bemühen, dem ganzen Gott, der allein der wahre Gott sein kann, zu begegnen. Wir sind gerufen unser ganzes Leben mit Ihm, in Ihm und auf Ihn hin zu leben. So werden wir in jeder Situation unseres Lebens, in Freud und Leid, in Not und Überfluss, im Hochgefühl und in der Trockenheit, ja selbst in Sünde und Schuld, diesen Gott erfahren, der sich genau um mich kümmert, aber gleichzeitig sich auch jedem anderen Menschen ohne Ausnahme, ja seiner ganzen Schöpfung, in gleicher Weise zuwendet.

Das kann dann ein Ansatz werden, in dem sich beide Formen behutsam annähern, bis sie letztendlich in jene himmlische Liturgie einmünden, in der wir Gott so feiern werden, wie Er tatsächlich ist.

Original habe ich den Text hier gefunden.

Eine wichtige Sache würde ich ergänzen: Die ordentliche Form des Neuen Ritus betont den Opfermahlscharakter. Das ist ein Unterschied zu einem diffusen Mahlscharakter. Und sicherlich kann man nicht sagen, daß die außerordentliche Form den Opfermahlscharakter nicht kenne oder umgekehrt die ordentliche den Opfercharakter nicht. Jedoch ist der Schwerpunkt ein anderer.
An dieser Stelle als kleines btw. sei übrigens erwähnt, daß ich mich in Zukunft bemühen werde, einmal im Monat einer Messe in der außerordentlichen Form beizuwohnen. Was auch heißen kann, nette Leute und Mitglieder der Chorschola dort zu treffen.

6 Kommentare:

dilettantus in interrete hat gesagt…

Schau doch mal:
http://www.erzabtei.de/antiquariat/Ge
dankensplitter/gedankensplitter.html

und da den Beitrag vom 30.4.

(hat leider keine direkte Verlinkungsmöglichkeit!)

FingO hat gesagt…

Du weißt, daß dieser Brief deutlich älter als das Summorum Pontificum ist, oder?

Mal radikal gesagt: Wenn der Heilige Vater in demselben Schreiben, wie er es ausdrücklich getan hat, von den zwei Formen des einen Ritus spricht, die sich gegenseitig befruchten mögen und gleichberechtigt sind, dann vermute ich, daß der Heilige Vater seine Meinung bezüglich des Briefes etwas geändert hat.

Ist glaub ich auch ganz recht - ich denke nicht, daß viele Liebhaber der Alten Messe dieselbe mit einigen Änderungen und in der Volkssprache haben wollen ;)

dilettantus in interrete hat gesagt…

Ehrlich gesagt kenne ich letztgenannte wirklich!

Lupambulus Berolinen. hat gesagt…

»An dieser Stelle als kleines btw. sei übrigens erwähnt, daß ich mich in Zukunft bemühen werde, einmal im Monat einer Messe in der außerordentlichen Form beizuwohnen.«

Non placet.

FingO hat gesagt…

:( aber wroom?

wann treffen wir uns an der Uni?

Anonym hat gesagt…

Nur eine kleine Berichtigung:

Mein Text ist nicht in meinem Büchlein zu finden, sondern nur in den Texten auf meiner Homepage.

In der Liebe Christi verbunden
Stefan Fleischer